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Badische Zeitung - 07. Nov. 2021 - Von Markus Zimmermann

BZ-Plus | Wer steht Menschen beim Trauern zur Seite? In Denzlingen und den
Nachbargemeinden sollen das zukünftig die Mitglieder des Netzwerks Trauerbegleitung
übernehmen.


Gemeinsam beim Trauern begleiten und ein Netzwerk an Begleitern aufbauen wollen Maria Himpele (von
links), Ann-Kathrin Schlegel, Veronika Scherzinger, Angelika Büchelin und Vera Borgards. Foto: Peter Bauer

Beim Sterben begleiten seit drei Jahrzehnten in Denzlingen und umliegenden Gemeinden die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Hospizgruppe. Doch wer steht beim Trauern zur Seite? In Denzlingen und den Nachbargemeinden sollen das zukünftig die Mitglieder des Netzwerks Trauerbegleitung übernehmen, das gemeinsam von den Kirchengemeinden und dem Hospizverein getragen wird.

Neu ist das Angebot der Trauerbegleitung in Denzlingen nicht. Mitglieder der Hospizgruppe hatten sich in der Vergangenheit zu Trauerbegleiterinnen ausbilden lassen. In der ökumenischen Begegnungsstätte gab es das sogenannte "Café Leben" – ein Treff für Trauernde. Ein Angebot, das ausgelaufen ist. Nun soll die Trauerbegleitung tragfähig, nachhaltig und breit aufgestellt werden.

Netzwerk bietet Ausbildung an

Deshalb wurde von einer Steuergruppe seit etwa einem Jahr ein Konzept erarbeitet. Die Gruppe soll Ansprechpartner für Interessierte sein, das Angebot entwickeln und letztendlich auch koordinieren. Ziel ist es, einen dem Bedarf entsprechenden Kreis an Ehrenamtlichen aufzubauen. Zur Vorbereitung bietet das Netzwerk den Interessierten die Ausbildung in einem Kurs an.

"Eine gute Begleitung braucht eine fundierte Vorbereitung und Qualifikation", so Veronika Scherzinger. Die katholische Gemeindereferentin weiß, wovon sie spricht, hat selbst eine mehrjährige Ausbildung zur Trauerbegleiterin gemacht. Auch in der Hospizgruppe haben zwei Mitarbeitende sich für diese Aufgabe schulen lassen. Denn der Bedarf sei offensichtlich und mit ein bisschen reden sei es nicht getan.

Trauern mit einer neutralen Person kann wichtig sein

"Wir haben immer wieder festgestellt, dass eine gute Begleitung des Trauerns gesucht wird", erklärt Maria Himpele. "Der Hospizverein kann dies jedoch nicht leisten", so die Vorsitzende. Auch Veronika Scherzinger sieht den Bedarf und zugleich die Grenzen, die den kirchlichen Mitarbeitern gesteckt sind, die den Beerdigungsdienst und die Seelsorge im Sterbefall übernehmen. "Dabei ist klar, dass in einem guten Umfeld, in der Familie, Trauern gut aufgehoben sein kann", so die 60-jährige Scherzinger.

Es könne aber auch sehr wichtig sein, dass das Trauern von einer neutralen Person begleitet wird. Zudem gebe es auch viele Trauernde, die allein sind, den familiären Rückhalt nicht haben, ergänzt die 71-jährige Himpele.

Letztlich gehe es darum, Sterben und Trauern ernst zu nehmen, so die evangelische Kirchengemeinderätin Ann-Kathrin Schlegel. "Der Tod wird in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt, mit Trauernden umzugehen fällt oft schwer", so die 41-Jährige.

Männer trauern anders als Frauen

Dabei sei Trauern die Lösung, nicht das Problem, zitieren die Initiatorinnen des Netzwerks Chris Paul auf dem Flyer, mit dem auf den Trauerbegleitungskurs aufmerksam gemacht wird. Ein großer Wunsch für diesen Kurs sei, dass sich auch Männer für die Mitarbeit bei der Trauerbegleitung melden. Gerade weil Männer anders trauern, "in einer Gesellschaft, die mit dem Zeigen von Gefühlen, auch Weinen, nicht recht umzugehen weiß", so Scherzinger. Wie die Trauerbegleitung dann konkret erfolgt, sei dem Kreis der Begleiter überlassen.

Neben der Einzelbegleitung könnten dies auch ganz unterschiedliche Gruppenangebote sein. Die Steuergruppe begleitet auch durch Supervision. Für die Mitglieder der Steuerungsgruppe sei deshalb auch klar, dass neben der direkten Begleitung von Trauernden eine weitere Aufgabe auch Bildungsarbeit ist, es dazu gehört, Trauer zu thematisieren.

Unterstützung durch die Kirchengemeinden

Erste Kontakte mit dem ökumenischen Bildungswerk seien schon geknüpft. Organisatorisch getragen wird das Netzwerk von dem Hospizverein, "der als Verein die Möglichkeit eröffnet, eigenständig zu wirtschaften", so Himpele. Jedoch sind alle Initiatoren, die katholische Kirchengemeinde an der Glotter und die evangelischen Kirchengemeinden von Denzlingen und Vörstetten/Reute an der Finanzierung beteiligt. 10 000 Euro kamen aus einem Fördertopf der evangelischen Landeskirche. Langfristig hofft die Steuergruppe auf Sponsoren und kommunale Zuschüsse.

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